11.3.2023 - MZ-SERIE In seiner Jugend hat Malerei ihm Halt gegeben. Nach dem Studium an der Burg gründete Paul Scherzer eine Galerie, um der Kunst anderer ein Forum zu bieten.
von Annette Herold-Stolze
Halle (Saale)/MZ - Auf dem Schulhof hat Paul Scherzer als Halbwüchsiger ordentlich Eindruck schinden können. Erst mit den von ihm ab gemalten Pokémonkarten und später mit Zeichnungen nackter Frauen. „Da konnte man sich profilieren", erzählt der hallesche Galerist etwas amüsiert über die Zeit vor gut 20 Jahren. Jedenfalls habe er damals bemerkt, dass er sich gut konzentrieren könne, dass das Zeichnen ihm liege. Dass diese Begabung entscheidend für seinen Lebensweg sein würde, konnte er damals noch nicht wissen. So anekdotisch die Schulhof-Geschichten auch sind, seine damalige Verfassung spiegeln sie nur zum Teil wider. Er habe als Jugendlicher schwierige Zeiten durchlebt, sagt Paul Scherzer. Die Ehe seiner Eltern zerbrach, er lebte erst bei seiner Mutter, verließ in der 11. Klasse die Schule und zog beim Vater ein - mit dem Ziel, vorerst nur noch zu malen. Das Geld für Leinwände, Pinsel und Farben hat er sich mit Hilfsarbeiten in der Porzellanmanufaktur Kahla verdient. Die Kunst sei damals in einer Zeit großer Orientierungslosigkeit sein „Rettungsanker" gewesen. „Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, mich wieder nach oben zu ziehen.“ Erkennbar gelang das etwa in sofern, dass Paul Scherzer sich entschloss, zumindest das Fachabitur zu erwerben. Er belegte Kurse bei dem Jenaer Keramiker und Maler Frank Steenbeck. „Geh doch mal raus in die Landschaft" riet der Mentor seinem Schüler, und Paul Scherzer machte sich auf den Weg. Immer wieder Thüringen, genauer gesagt immer wieder das Dorf Großpürschütz war von nun sein Motiv. „Ich habe genommen, was ich vor der Tür hatte, erzählt er und spricht von Entwässerungsgräben, von Saale-Zuflüssen In seinem Ziel, die Kunst zum Beruf zu machen, sei er sich in dieser Zeit immer sicherer geworden, macht der 34-Jährige deutlich. Er stellte sich an der halleschen Kunsthochschule vor und sagt heute, er habe damals wohl mit seinen Antworten auf Fragen der Auswahlkommission mehr überzeugt als mit seinen Landschaften. Seine Freude am Austausch mit anderen sollte später größere Bedeutung für ihn erlangen, erst einmal widmete sich Paul Scherzer voll und ganz der eigenen Kunst, studierte Malerei, wechselte zur Grafik, um nach dem Diplom noch ein Meisterschülerstudium der Kunstgeschichte dranzuhängen.
Wie ein Floß
Scherzer erkannte, dass das eigene schöpferische Schaffen für ihn an Bedeutung verloren hatte. „Die
Kunst war für mich wie ein Floß, das mir über einen Fluss geholfen hat, sollte ich es an Land weiter
mit mir herumtragen?", habe er sich in dieser Zeit gefragt. „Ich habe auch festgestellt, dass die Kunst mir nicht geben kann, was ich in mir selbst nicht finde." Seine Entscheidung zum Studium an der Burg habe er nie bereut, stellt Paul Scherzer klar. Für ihn, das stand allerdings ebenso fest, würde die berufliche Zukunft nicht in der Malerei liegen. Jedenfalls nicht direkt. Schon als Student hatte er den Verein „Raum für Kunst Halle" mit dem
„Kunstraum Blech" am Steintor mitgegründet und Gefallen daran gefunden. Seine Entscheidung reifte und schließlich war es beschlossene Sache: Er würde eine Galerie gründen. „Mir war aufgefallen, dass es in Halle an vermittelnden Personen fehlt, die hochpreisige Kunst und Käufer zusammenbringt", sagt er und verbindet damit auch einen Vorwurf an seine einstige Hochschule: Der Kunstmarkt sei zumindest zu seiner Zeit nie groß ein Thema gewesen, er habe geradezu Ressentiments verspürt. „Die Professoren haben ihre Schäfchen im Trockenen" sagt Paul Scherzer. „Aber Künstler ins Prekariat zu entlassen, das hat mich angewidert." Eine Galerie, die sich auf zeitgenössische Kunst konzentriert, habe es 2019 in Halle noch nicht gegeben. Paul Scherzer fand ehemalige Fabrikräume in der Julius-Ebeling-Straße, einer Seitenstraße der Merseburger Straße. Die Straßenbahn hält damit fast vor der Tür, Laufpublikum finde den noch nicht allzu oft den Weg in die Galerie Paul Scherzer. Das sei sicher auch ein Problem anderer Galeristen, sagt er und bedauert die Schwellenangst, die Menschen davon abhalte, auch ohne Kaufabsicht eine Galerie zu betreten.
Regelmäßig auf Messen
Auch wenn jeder Kaufinteressent selbstverständlich willkommen sei, denn natürlich gehe es auch darum, mit Kunst Geld zu verdienen. Im Moment tätigt Paul Scherzer nach eigenen Worten 80 Prozent seiner Verkäufe auf Kunstmessen wie in Hamburg, Berlin oder Essen Es gehe ihm nicht ums Reichwerden, sondern darum, dass die von ihm vertretenen Künstler und er selbst mit seiner Familie ein auskömmliches Leben führen können. Im Moment gelingt ihm das nur mit Hilfe eines Zweitjobs bei „Räubersachen", einem Verleih für nachhaltige Kindermode in Kanena. Er betreibt dort Öffentlichkeitsarbeit und beschäftigt sich damit, Schuhe für erneute Vermietung zurechtzumachen. Das sei meditativ, und im Gegensatz zum Wagnis Kunst sehe er nach jeder Schicht, was er geschafft habe. Aber eigentlich, macht Paul Scherzer deutlich, würde er sich gern nur der Kunst widmen. Es sei nur eben nicht einfach. „Jeder braucht Schuhe. Bei Kunst ist es etwas anderes. Aber er arbeitet daran. Mit einem neuen Projekt zum Beispiel, einer Interviewreihe, in der er mit Künstlern über ihre Wende-Erfahrungen sprechen möchte. Dafür sucht er noch Gesprächspartner. Und dann ist eine neue Ausstellung vorzubereiten. Die aktuelle mit Werken des Burg-Absolventen Manuel Wagner können sich Galerie-Besucher noch bis zum 18. März ansehen.
27.08.2021 Mitteldeutsche Zeitung
Manuel Wagner hat einen hundegerechten Raum für vielschichtige Bilder geschaffen.
Halle (Saale)/MZ - „Was würde mein Hund wohl dabei von mir halten? Diese Frage schwingt immer mit“, sagt Manuel Wagner, bildender Künstler. Die Meinung des Vierbeiners ist nur eine von vielen Ebenen, die Wagner bei der Kreation seiner Werke im Kopf hat: In seiner Ausstellung „Bark at the Wind“ (zu deutsch: Den Wind anbellen), die an diesem Freitag in der Galerie Paul Scherzer eröffnet wird, begegnen einem Bilder mit vielen Schichten - im wahrsten Sinne des Wortes. Weiterlesen
29.06.2021 Mitteldeutsche Zeitung
Mit welchen Kunstschaffenden Paul Scherzer zusammenarbeitet.
Der alte Gewerbehof in der Nähe des Thüringer Bahnhofs verströmt industriellen Charme. Ein unscheinbares Schild weist auf die „Galerie Paul Scherzer“ hin. Erklimmt man eine nachträglich in das Gebäude gepasste Metalltreppe mit Kopfstoßgefahr, betritt man auf einmal einen minimalistisch eingerichteten Ausstellungsraum. An makellos weißen Trockenbauwänden hängen Gemälde. Nur ein Tischchen und zwei Stühle komplettieren die Einrichtung, die klar zu verstehen gibt: Hier geht es um die Kunst. Weiterlesen
29.4.2021 Mitteldeutsche Zeitung
Was die Galerie Paul Scherzer gern zeigen würde aber nicht darf
In einem lichten Raum würde der Ausstellungsmacher dem halleschen Publikum gern Werke von Ulrike Zabel präsentieren - wenn er dürfte. Halle (Saale) - Reichtum kann sehr schön sein. Halle zum Beispiel ist reich an Kunst, zumal auch an bildender Kunst. Es gibt etliche Galerien, die sich der zahlreichen, vor allem der bereits etablierten Künstlerinnen und Künstler anzunehmen versuchen. Jährlich aber werden es mehr, die ihren Platz auf diesen Markt suchen. Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein sorgt beständig für Nachwuchs in der lokalen Szene, wovon auch die Stadt profitiert - ob sie es wahrnimmt oder nicht.
Viele der Absolventinnen und Absolventen bleiben, wo sie sind, Halle ist kein schlechter Ort zum Leben und Arbeiten. Sind die eigenen Ansprüche bescheiden genug, lässt sich ein Auskommen finden.... Weiterlesen
Die Galerie Paul Scherzer beteiligt sich mit der aktuellen Einzelausstellung ,CROSSEN' von Franz Rentsch am langen Abend der Galerie und freut sich auf Besuch. Wir bitten Sie außerdem um die Einhaltung der dann geltenden Coronavorschriften und Hygienekonzepte der Teilnehmer und hoffen so, dass Sie von 17 bis 21 Uhr stöbern, schauen und sich begeistern lassen können. www.langer-abend-der-galerien.de
Museen, Theater, Kinos haben aktuell geschlossen. Bildende Kunst sehen kann man aber dennoch: in den Kunstgalerien. Da sie als Gewerbe gelten, können sie öffnen. So auch die Galerie Paul Scherzer im Süden von Halle. Dort stellt aktuell der Maler Franz Rentsch aus, die Ausstellung heißt "Crossen". Radio Corax hat Künstler und Galeristen getroffen: https://radiocorax.de/bei-anruf-kunst/
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